
Victoriafälle: Ein episches Spektakel zwischen Sambia und Simbabwe -Informationen Victoria Falls
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19. Oktober 2023Es gibt Orte auf dieser Welt, die so gewaltig, so spektakulär sind, dass man sich fragt, ob Mutter Natur hier nicht einfach ein bisschen übertrieben hat. Die Victoriafälle sind genau so ein Ort. Sie bilden die natürliche Grenze zwischen Simbabwe und Sambia und gelten als die größten Wasserfälle der Welt – zumindest je nachdem, welche Metrik man anlegt. Höhe? Breite? Wasservolumen? Es gibt ja immer ein Haar in der Suppe.
Ich war vor zwei Jahren schon einmal hier. Damals bin ich sogar im berüchtigten Devil’s Pool geschwommen – ein Naturpool direkt am Abgrund des Wasserfalls. Ja, richtig gehört. Ein Pool. Am Abgrund. Ein Erlebnis, das irgendwo zwischen „Wow, das ist die beste Idee meines Lebens!“ und „Ich bin gleich tot!“ schwankt. Aber dazu später mehr.
Ein teurer Sonnenaufgang
Heute heißt es früh aufstehen. Der Nationalpark öffnet um 6:00 Uhr, und wer den Sonnenaufgang sehen will, muss praktisch beim Öffnen des Tores schon mit den Hufen scharren. Die Sonne geht um 6:07 Uhr auf – Afrika ist da ziemlich pünktlich.
Der Vorteil dieser nachtschlafenden Stunde: Man muss sich nicht durch die üblichen Souvenirstände kämpfen. Entweder sind die Händler alle wahnsinnig talentierte Handwerker, oder es gibt hier eine sehr produktive Containerroute von China nach Simbabwe. Ich tippe auf Letzteres. Und Touristen? Fehlanzeige. Die meisten liegen wohl noch in ihren Hotelbetten und genießen die Klimaanlage.
Dann kommt die erste echte Überraschung des Tages: Der Eintrittspreis.
50 US-Dollar. Fünfzig! Ich muss mein Portemonnaie zweimal anschauen, um sicherzugehen, dass ich mich nicht vertan habe. Vor zwei Jahren waren es noch 35 Dollar, und auf der sambischen Seite zahlt man gerade mal 20. Wobei – in der Trockenzeit gibt’s dort nicht viel zu sehen außer ein paar Felsen und ein enttäuschtes Gesicht im Spiegel. Also Augen zu und Karte durch. Aber innerlich weine ich ein bisschen.

Die donnernde Schönheit
Kaum nähere ich mich dem ersten Aussichtspunkt, ist das Preisschild allerdings vergessen. Denn da ist es: Das Spektakel.
Die Victoriafälle – oder wie sie die Einheimischen nennen: „Mosi-oa-Tunya“, der Rauch, der donnert – präsentieren sich in atemberaubender Halbform. Halb, weil gerade Trockenzeit ist. Aber selbst mit reduzierter Wassermenge ist es einfach unglaublich.
Das Wasser stürzt mit einer solchen Wucht in die Tiefe, dass ich mir kaum vorstellen kann, wie das hier in der Regenzeit aussieht. Ich atme tief ein – und spüre sofort die feine Gischt auf meiner Haut. Es fühlt sich an, als würde ich die Essenz der Natur inhalieren. Pure Frische, Leben in flüssiger Form.
Der Nebel hängt über allem, und während ich durch diese feuchte Luft schlendere, wird mir klar, warum die Vegetation hier so irrsinnig grün ist. Es ist ein einziger endloser Wasserkreislauf. Unten tobt das Wasser, oben regnet es. Und das, obwohl die Sonne gerade dabei ist, die Landschaft in ein fast surreales Licht zu tauchen.
Und dann dieser Sound! Der Wasserfall brüllt. Es ist kein normales Rauschen, sondern ein Bass, der durch den ganzen Körper vibriert. Ich stelle mir vor, wie das für David Livingstone gewesen sein muss, als er 1855 als erster Europäer hier ankam. Wahrscheinlich hat er sich gedacht: „Nun ja, das hätte ich jetzt nicht erwartet.“
Erinnerungen an den Devil’s Pool
Während ich das Naturspektakel geniesse, schweifen meine Gedanken zu meinem letzten Besuch hier zurück. Es war mitten in der Pandemie, und die Touristen fehlten. Perfekte Bedingungen für eine echte Wahnsinnstat.
Der Devil’s Pool ist eine Naturbadewanne direkt am Abgrund der Victoriafälle. Klingt schon beim Lesen fragwürdig, oder? Man schwimmt durch den Sambesi-Fluss, kämpft gegen die Strömung an und klettert dann auf einen Felsen, der das Wasser direkt über die Kante leitet. Ein falscher Schritt, und man wird zu einem sehr spektakulären Wasserfall-Selfie – für etwa eine halbe Sekunde, bevor man 100 Meter in die Tiefe stürzt.

Dank Corona war ich der einzige Teilnehmer. Keine Selfie-Poser, keine kreischenden Adrenalinjunkies – nur ich, zwei Guides und das dumpfe Gefühl, dass das hier vielleicht eine der besten oder dümmsten Ideen meines Lebens sein könnte.
Dann der Moment: Ich liege im Pool, das Wasser umspült mich, und ich blicke direkt über die Kante in den Abgrund. Das Wasser strömt wenige Zentimeter an meinem Gesicht vorbei. Mein Herz rast. Adrenalin in seiner reinsten Form.
Ich erinnere mich noch, wie ich mich mit beiden Händen am Felsen festgekrallt habe – nicht, dass es geholfen hätte, wenn das Wasser mich doch erwischt hätte. Aber genau diese Mischung aus absoluter Panik und unbeschreiblicher Euphorie macht den Devil’s Pool zu einem der intensivsten Erlebnisse meines Lebens.
Fazit: Ein Wunder der Natur – und der Preise
Heute stehe ich wieder hier, und die Fälle haben nichts von ihrer Magie verloren. Auch wenn sie aktuell nur mit halber Kraft donnern, bleibt der Anblick einfach überwältigend.
Was allerdings ebenfalls überwältigend ist, sind die Preise in Victoria Falls. Der Tourismus hat hier seine ganz eigene Wucht entwickelt, und selbst ein einfaches Mittagessen kann das Budget schneller zerstören als eine Safari im Kruger-Nationalpark.
Aber egal. Manche Dinge sind es einfach wert. Und wenn man einmal hier war, dann weiß man: Die Victoriafälle sind nicht nur ein Naturschauspiel. Sie sind ein Statement. Eine Erinnerung daran, dass es Orte gibt, an denen die Erde sich selbst übertrifft.
Und dass man manchmal einfach sein Portemonnaie ignorieren sollte.