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Ich gebe es zu: Mich konnte die Corona-Krise nicht vom Reisen abhalten. War das klug? Vielleicht nicht. War es eine Erfahrung, die ich nie vergessen werde? Absolut.
Im Jahr 2020 hatte ich Grosses vor. China, Nordkorea, Vietnam und Kambodscha standen auf meiner Liste – eine Reise, die mindestens zwei Monate dauern sollte. Der Job war gekündigt, die WG gekündigt (oder besser gesagt: für mich gekündigt), und meine Pläne waren gemacht. Ich hatte Flüge gebucht, Zugtickets durch China organisiert, die besten Pho-Restaurants in Vietnam recherchiert und mich mental auf ein Land vorbereitet, das Google nicht benutzen darf. Auch das Visum von Vietnam hatte ich bereits im Pass.
Dann kam Corona.
Vom Weltreisenden zum Obdachlosen in wenigen Wochen
Im Dezember 2019 hörte man erste Gerüchte über ein mysteriöses Virus in China. Natürlich tat man das, was man in solchen Momenten immer tat: Man machte sich lustig. „Ach, die Chinesen und ihr Fledermaus-Sushi.“
Ein paar Monate später war das Lachen vorbei.
Plötzlich war Italien der Hotspot. Dann Österreich. Dann die Schweiz. Die Nachrichten kannten nur noch ein Thema, und auf Social Media stritten sich Menschen darüber, ob Corona nun nur eine Grippe oder das Ende der Zivilisation sei. Ich hatte währenddessen ganz andere Probleme.
Der Countdown zum Lockdown
Innerhalb weniger Wochen musste ich zusehen, wie:
- China seine Grenzen schloss.
- Nordkorea seine Grenzen schloss. (Okay, die waren sowieso schon meistens zu.)
- Vietnam seine Grenzen schloss.
- Die Schweiz ihre Grenzen schloss.
Mein Traum von einer grossen Asienreise zerbröckelte schneller als eine Packung Butterkekse in einem vollen Rucksack. Und ich? War plötzlich nicht nur nicht auf Reisen, sondern auch arbeitslos und obdachlos.
Der Lockdown in der Schweiz begann am 16. März. Geschäfte schlossen, der ÖV wurde drastisch reduziert, und wer noch nach Hause wollte, musste sich beeilen. Ich hingegen dachte: „Oder… ich fliege einfach woanders hin?“
Plan B: Wohin kann man noch reisen?
Mit Asien und Europa als No-Go-Zonen richtete ich meinen Blick auf Südamerika. Aber auch dort schlossen nach und nach die Grenzen. In den USA landeten wir Schweizer auf der Schwarzen Liste – eine Woche vor meiner geplanten Abreise!
Ich telefonierte mit Freunden, diskutierte meine Idee. Die Meinungen reichten von:
- „Du bist wahnsinnig.“
- „Mach’s, solange du noch kannst.“
- „Corona ist doch eh eine Verschwörung.“ (Okay, diesen Freund habe ich seither nicht mehr getroffen.)
Während die Swiss ihre Flugkapazitäten um 92 % reduzierte und das EDA begann, Schweizer aus aller Welt zurückzuholen, suchte ich weiterhin nach einem offenen Land.
Und dann fand ich es.
Mexiko – Das Land, das Corona nicht so eng sieht
Mexiko war eines der wenigen Länder, das keinerlei Reisebeschränkungen hatte. Keine Quarantäne, keine Tests, keine Einreiseverbote. Die Regierung nahm das Virus so ernst wie ein Sommergrippechen, und der Präsident meinte in etwa: „Corona? Ach, das ist doch nur ’ne Erkältung.“
Perfekt.
Aber das Beste? Es gab noch Direktflüge von Zürich nach Cancún!
Es war Mittwoch. Ich hatte 48 Stunden, um mich zu entscheiden.
Meine WG in Bern musste ich sowieso am Samstag verlassen. Meine wenigen Habseligkeiten waren bereits bei meinen Eltern eingelagert. Mein Rucksack war gepackt. Die Alternative war, in der Schweiz auf unbestimmte Zeit in einer Lockdown-Wohnung festzusitzen.
Scheiss drauf – das Leben ist zu kurz.
Der einsamste Abflug meines Lebens
Freitag. Abreisetag.
Die Schweiz lag still. Die Strassen waren leer, der ÖV fuhr nur noch im Notbetrieb. Die Fahrt von Bern nach Zürich fühlte sich an wie eine dystopische Filmszene. Mein Zugabteil war komplett leer. Kein Schaffner, keine Kontrolle.
Dann kam der Flughafen.
Ich habe den Zürcher Flughafen schon oft gesehen. Aber noch nie so.
Keine Menschenmengen, keine hektischen Geschäftsreisenden, keine überfüllten Kaffeebars. Ich lief durch die leeren Hallen, und alles fühlte sich verboten an.

Am Security Check wurde ich sehr gründlich untersucht – vermutlich, weil die Mitarbeiter sonst nichts zu tun hatten. Aber ich schaffte es durch die Kontrolle. Ich war im Transitbereich. Jetzt konnte nichts mehr schiefgehen.

Am Gate wartete eine Handvoll Menschen – die meisten schienen keine Touristen zu sein, sondern Familien, die nach Hause wollten. Der Flug war fast leer.
Wir stiegen in die Maschine, hielten selbstverständlich den Abstand ein (was bei 20 Leuten im Flugzeug kein Problem war), und dann hoben wir ab.
Bye, Schweiz. Hallo, Mexiko.
Ankunft in Mexiko – Eine Geisterstadt mit Palmen
Die Landung in Cancún verlief ruhig. Die Einreise? Kinderleicht.
Kein Fiebermessen, keine Gesundheitskontrolle – einfach ein normaler Stempel in den Pass. Aber auch hier war die Atmosphäre seltsam.
Normalerweise ist der Flughafen von Cancún ein chaotisches Durcheinander aus Touristen, Taxifahrern und Reisegruppen, die verzweifelt ihre Hotels suchen. Doch diesmal? Stille.
Ein paar vereinzelte Mitarbeiter, ein paar gestrandete Reisende. Aber sonst? Gähnende Leere.
Es war ein seltsames Gefühl, aber auch ein einmaliges Erlebnis. Ich wusste, dass ich hier vielleicht wochenlang festsitzen würde. Aber wenn schon feststecken – dann lieber in der Sonne als in der Schweizer Quarantäne.

Fazit: War es die richtige Entscheidung?
Das Reisen während einer Pandemie war ein Experiment – ein riskantes, moralisch fragwürdiges, aber auch unglaublich spannendes Experiment.
War es schlau? Wer weiss.
War es eine Erfahrung, die ich nie vergessen werde? Definitiv.
Ich habe gelernt, dass Pläne nichts wert sind, wenn die Welt plötzlich stillsteht. Dass man sich anpassen muss, wenn das Leben nicht das tut, was man erwartet. Und dass manchmal die verrücktesten Entscheidungen die besten Geschichten schreiben.
Aber vor allem habe ich gelernt, dass man manchmal einfach sagen muss:
Scheiss drauf – das Leben ist zu kurz.