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25. Oktober 2023Kinder sind die lebendige Botschaft, die wir einer Zukunft senden, die wir selbst nicht mehr erleben werden.» –
Neil Postman
Willkommen in einer Welt, in der das Leben härter, die Herausforderungen grösser, aber die Widerstandsfähigkeit beeindruckender ist als alles, was du je gesehen hast. Hier, im weiten Gebiet von West- und Zentralafrika, entfalten sich tagtäglich unzählige unerzählte Geschichten – Geschichten von Mut, Kampf, Entbehrung und, ja, auch Hoffnung.
Doch lass uns nicht um den heissen Brei herumreden: Das Leben der Kinder in dieser Region ist oft alles andere als einfach. Vergiss Kindergeburtstage mit Clowns, saubere Spielplätze oder Helikopter-Eltern, die mit argwöhnischem Blick aufpassen, dass ihr Nachwuchs sich ja kein Knie aufschürft. Hier geht es um ganz andere Dinge. Hier geht es ums Überleben.
Bildung – ein Privileg statt einer Selbstverständlichkeit
In Europa beschweren sich Kinder darüber, dass sie zur Schule müssen. In West- und Zentralafrika beschweren sich Kinder darüber, dass sie nicht zur Schule gehen können. Bildung ist hier kein Grundrecht, sondern eher eine Lotterie mit miserablen Gewinnchancen.
Armut, fehlende Infrastruktur und politische Instabilität sorgen dafür, dass fast die Hälfte aller schulpflichtigen Kinder keinen Unterricht bekommt. Und wer doch in einer Schule sitzt, lernt oft unter Bedingungen, die sich europäische Kinder höchstens in einem Survival-Camp vorstellen können: Klassenzimmer ohne Wände, Lehrer, die für 100 Kinder alleine zuständig sind, oder einfach gar keine Schulbücher.
Und doch – das Faszinierende ist: Die Kinder, die zur Schule dürfen, nehmen das als das wertvollste Geschenk an. Sie wollen lernen. Sie sitzen mit leuchtenden Augen da, kritzeln mit winzigen, stumpfen Bleistiften auf zerfledderten Notizblöcken und träumen davon, eines Tages Arzt, Lehrer oder Ingenieur zu werden.
Es ist eine herzerwärmende Ironie: Da, wo Bildung am schwierigsten zugänglich ist, wird sie am meisten geschätzt.
Kinderarbeit – wenn Spielen ein Luxus ist
Jetzt denkst du vielleicht: Okay, wenn sie nicht in die Schule gehen, haben sie wenigstens Zeit zu spielen, oder?
Falsch.
Statt mit Lego zu bauen oder durch Parks zu rennen, tragen viele dieser Kinder das Gewicht der Welt auf ihren kleinen Schultern. Ich habe sie gesehen – barfuss, mit Macheten in der Hand, an Baustellen, auf Feldern, auf Märkten, in Minen. Sie schleppen schwere Lasten, arbeiten in brütender Hitze, tun Dinge, die in anderen Teilen der Welt nicht mal Erwachsenen zugemutet würden.
Warum? Weil Armut ein gnadenloser Lehrmeister ist. Weil es keine andere Wahl gibt. Und weil die Familie sonst nicht überleben würde.
Und wenn du dann in einem europäischen Café sitzt und jemand sich darüber aufregt, dass sein Cappuccino nicht heiss genug ist, fragst du dich, ob wir alle nicht ein bisschen die Perspektive verloren haben.
Gesundheitsversorgung – wenn ein Schnupfen tödlich sein kann
Während du diesen Text liest, stirbt irgendwo in West- oder Zentralafrika ein Kind an Malaria. Oder an Mangelernährung. Oder an einer Krankheit, die mit einem einfachen Impfstoff verhindert werden könnte.
Die Gesundheitsversorgung ist – sagen wir es vorsichtig – nicht ideal. Nicht jedes Kind hat Zugang zu sauberem Trinkwasser. Nicht jedes Kind bekommt genug zu essen. Und wenn es krank wird, gibt es keine Garantie, dass ein Arzt oder Medikamente in der Nähe sind.
HIV/AIDS und Malaria sind allgegenwärtige Geisseln. Mangelernährung ist der tägliche Begleiter vieler Kinder. Und sanitäre Einrichtungen? Nun, wenn du in einem abgelegenen Dorf lebst, ist eine funktionierende Toilette oft ein utopischer Traum.
Es gibt Fortschritte, ja. Impfprogramme, Ernährungsinitiativen, internationale Hilfe – all das hilft. Aber es ist ein Marathon, kein Sprint. Und bis dieser Marathon gelaufen ist, bleibt das tägliche Leben für viele Kinder ein Hindernisparcours, bei dem jeder Fehltritt tödlich enden kann.
Menschenhandel – die dunkle Realität, die keiner sehen will
Jetzt wird es richtig düster.
Menschenhandel ist kein Relikt aus der Vergangenheit. Es ist Realität. Hier. Heute. Jetzt.
Kinder verschwinden spurlos. Verkauft, versklavt, gezwungen zu arbeiten oder noch schlimmere Dinge zu ertragen. Während wir in Europa diskutieren, ob Kinder erst mit zwölf ein Smartphone bekommen sollten, werden in West- und Zentralafrika Kinder gezwungen, Dinge zu tun, die einem den Magen umdrehen.
Es gibt Organisationen, die kämpfen. Es gibt Gesetze. Es gibt Initiativen. Aber das Problem bleibt riesig.
Und doch – ein Lächeln, das alles überstrahlt
Jetzt fragst du dich vielleicht: Ist es wirklich so hoffnungslos?
Nein. Denn trotz all dieser Herausforderungen gibt es etwas, das ich immer und überall gesehen habe – ein Lächeln.
Kinder winken dir zu, rufen dir fröhlich hinterher, lachen aus vollem Herzen. Es gibt eine unglaubliche Widerstandskraft, eine unerschütterliche Freude, die sich in ihren Gesichtern widerspiegelt.
Und dann stehst du da, mit deinem teuren Rucksack, deinen High-Tech-Wanderschuhen und deiner Kamera, und denkst: Vielleicht sind wir es, die von ihnen lernen müssen – nicht umgekehrt.
Vielleicht sind wir es, die mit all unserem Wohlstand und unserer Bequemlichkeit vergessen haben, was es bedeutet, wirklich zu schätzen, was man hat. Vielleicht sollten wir uns fragen, warum ein Kind, das nichts besitzt, glücklicher aussieht als eines, das in einem vollgestopften Kinderzimmer in Zürich sitzt und sich langweilt.
Und dann, während du in diese leuchtenden Augen blickst, weisst du eines sicher:
Ja, ich hatte Glück, in der Schweiz geboren zu sein. Ja, ich habe den Jackpot in der Sperma-Lotterie gewonnen. Aber mit diesem Glück kommt auch eine Verantwortung. Die Verantwortung, nicht wegzuschauen. Die Verantwortung, nicht einfach weiterzuleben, als ginge mich das nichts an.
Denn egal, wo sie geboren werden – Kinder verdienen eine Chance. Und verdammt noch mal, sie haben sie verdient.