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Tschernobyl – mehr als nur ein Instagram-Hotspot
Für manche ist Tschernobyl heute nur noch ein dystopischer Hintergrund für Instagram-Fotos oder die Kulisse einer grandiosen HBO-Serie (die ich uneingeschränkt empfehlen kann). Doch für viele, besonders für die ältere Generation, bleibt es ein Synonym für eine der schlimmsten Katastrophen der Menschheitsgeschichte.
Am 26. April 1986 explodierte Reaktor 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl und schleuderte eine gigantische Wolke radioaktiver Partikel in die Atmosphäre. Die Folgen waren verheerend: Prypjat, eine aufstrebende sowjetische Stadt, wurde zur Geisterstadt, hunderttausende Menschen verloren ihr Zuhause und unzählige starben an den Spätfolgen der Strahlung.
Ich kann mich selbst nur dunkel daran erinnern – ich weiss nur noch, dass das Thema im Fernsehen präsent war. Doch nach der HBO-Serie war mir klar: Wenn ich schon in Kiew bin, dann muss ich diesen Ort mit eigenen Augen sehen.
Die Reise beginnt: Von Kiew in die Sperrzone
Die Tour ist einfacher zu buchen als man denkt – es gibt zahlreiche Anbieter, die mehr oder weniger das gleiche Programm abspielen. Von Kiew aus solltest du einen ganzen Tag einplanen, allein die Fahrt dauert rund zwei Stunden.
Am frühen Morgen startet das Abenteuer. Treffpunkt, Einweisung, Bezahlung und, falls gewünscht, die Anmietung eines Geigerzählers – alles geht schnell und ohne viel Schnickschnack.
Erster Stopp: eine Tankstelle. Letzte Möglichkeit für einen Kaffee, eine Toilettenpause oder ein schnelles Frühstück, bevor es in die 30-Kilometer-Sperrzone geht. Diese wird weiterhin von Polizisten bewacht, die unsere Pässe kontrollierten, bevor es weiterging. Keine Sorge, um die Genehmigungen kümmert sich der Tourguide – du musst nur deinen Pass dabeihaben.
Erster Halt: Das Schild von Tschernobyl
Ein symbolträchtiger Moment: das berühmte Ortsschild von Tschernobyl. Es markiert den Eintritt in eine Welt, die 1986 stehen geblieben ist.
Dann geht es weiter, tiefer in die verbotene Zone. Der nächste Halt ist rund 10 Kilometer vom Reaktor entfernt – eine Art Friedhof für Maschinen, die damals zur Dekontamination eingesetzt wurden. Viele dieser Fahrzeuge – darunter gepanzerte Bulldozer und Helikopter – konnten nur wenige Einsätze überstehen, bevor sie selbst verstrahlt wurden und aufgegeben werden mussten.
Im Winter ist vieles von Schnee bedeckt, doch die rostenden Überreste erzählen ihre eigene Geschichte.

Kopatschi – Der verlassene Kindergarten
Die nächste Station ist das Dorf Kopatschi, das nur noch aus einem einzigen Gebäude besteht: einem Kindergarten.
Einst lebten hier rund 1’100 Menschen, doch heute sind alle Häuser verschwunden – sie wurden abgerissen und vergraben, um die Strahlenbelastung zu verringern. Nur der Kindergarten steht noch, ein gespenstischer Ort, an dem verstaubte Puppen, rostige Kinderbetten und einzelne Schuhe eine Szene wie aus einem Horrorfilm schaffen.
Ein bedrückender Anblick, der einen tief nachdenklich stimmt.
Reaktor 4 – Das Herz der Katastrophe
Dann erreichen wir den wohl berüchtigtsten Ort der Tour: Reaktor 4.
Nach dem Unglück wurde der explodierte Reaktor mit einem riesigen Betonsarkophag eingeschlossen, um die Strahlung einzudämmen. Da dieser mit der Zeit brüchig wurde, wurde 2016 eine neue Schutzhülle darüber errichtet – ein massives Stahlgebilde, das die Strahlung für die nächsten 100 Jahre in Schach halten soll.
Hier steht auch ein Denkmal für die ersten Opfer der Katastrophe. Offiziell starben 37 Menschen direkt durch die Explosion und deren unmittelbare Folgen. Doch Schätzungen gehen davon aus, dass die Langzeitfolgen eher 100’000 Todesopfer forderten.
Übrigens: Wusstest du, dass die Reaktoren 1-3 noch bis zum Jahr 2000 in Betrieb waren?

Prypjat – Die Geisterstadt
Prypjat wurde 1970 als Modellstadt für die Arbeiter des Kernkraftwerks gegründet. Zum Zeitpunkt der Katastrophe lebten hier rund 50’000 Menschen.
Die Strassen trugen typisch sowjetische Namen wie Lenin-Allee, Strasse der internationalen Freundschaft und Strasse der Helden von Stalingrad. Heute ist es eine Stadt des Verfalls – eine verstörende Mischung aus Ruinen, in denen die Zeit stehen geblieben ist.
Die Evakuierung begann erst 36 Stunden nach der Explosion. Den Bewohnern wurde gesagt, sie dürften bald zurückkehren. Doch niemand kam je wieder. 330’000 Menschen verloren ihr Zuhause.
Unsere Tour durch Prypjat führte uns zu den bekanntesten Orten:
📍 Das Riesenrad – Wahrzeichen der Stadt, das nie offiziell in Betrieb genommen wurde.
📍 Das Schwimmbad – Ein leerer, verfallener Pool, der noch bis in die 1990er von Arbeitern genutzt wurde.
📍 Das Hotel Polissya – Ein sowjetischer Plattenbau, heute ein Geisterhaus.
📍 Die Schule – Voller alter Bücher, zerstörter Tafeln und Gasmasken, die überall herumliegen.
📍 Das Stadion – Einst eine Sportstätte, heute vom Wald verschluckt.
Manchmal fühlt es sich an, als würde man einfach durch eine Ruine laufen. Doch dann ertappt man sich dabei, wie man sich vorstellt, wie hier vor der Katastrophe das Leben pulsierte – Menschen, die zur Arbeit eilten, Kinder, die auf den Strassen spielten, Familien, die abends im Park spazierten.
Jetzt ist Prypjat nur noch ein Friedhof vergangener Leben und Erinnerungen.
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Die Gefahr ist real
Trotz der Dekontaminierung gibt es in Prypjat immer noch Orte mit extrem hohen Strahlungswerten. Der Tourguide zeigt uns mit dem Geigerzähler einige dieser Hotspots – Stellen, an denen das Gerät plötzlich ausschlägt und eindringlich piept. Ein verstörendes Geräusch, das einem bewusst macht, dass diese Gefahr unsichtbar, aber allgegenwärtig ist.
Am Ende der Tour werden alle Teilnehmer auf Radioaktivität überprüft. Ich bin „sauber“ und darf die Sperrzone verlassen.
Fazit: Ein Ort, den man nicht vergisst
Als ich zurück in meiner Unterkunft in Kiew ankomme, weiss ich nicht genau, wie ich mich fühle. Die Tour war verstörend, intensiv und absolut unvergesslich.
Tschernobyl ist kein typisches Reiseziel. Es ist kein Ort, den man „geniesst“. Aber es ist ein Ort, der nachwirkt.
Würdest du nach Tschernobyl reisen, wenn du die Möglichkeit hättest? Oder hältst du mich für verrückt, dass ich überhaupt dort war?
Lass es mich wissen