UPDATE: Im Dezember 2024 hat die Société Nationale Industrielle et Minière (SNIM), das staatliche Bergbauunternehmen Mauretaniens, bekanntgegeben, dass das Mitfahren auf den mit Eisenerz beladenen Waggons des Eisenerzzugs für Passagiere nicht gestattet ist. Verbot für Touristen: Es scheint, dass die mauretanische Regierung oder die Betreibergesellschaft SNIM (Société Nationale Industrielle et Minière) die Mitfahrt von Touristen auf den Erzwaggons offiziell untersagt haben.

Es ist daher ratsam, die offiziellen Passagierwaggons zu nutzen, um die Reise sicher und legal zu gestalten.

Vergiss den Orient-Express oder die Transsibirische Eisenbahn. Wenn du nach dem ultimativen Eisenbahnabenteuer suchst, dann gibt es nur einen Zug: den Eisenerzzug in Mauretanien.

Mit 2,5 Kilometern Länge gehört er zu den längsten Zügen der Welt. Tag für Tag transportiert er tonnenweise Eisenerz von den Minen in Zouérat zur Hafenstadt Nouadhibou, 700 Kilometer durch die karge, endlose Sahara. Und das Beste? Man kann mitfahren – nicht in einem bequemen Abteil, sondern direkt auf den mit Erz gefüllten Waggons. Kein Ticket, kein Luxus, kein Komfort – nur du, der Wind, der Staub und die pure Weite der Wüste.

Warum mit dem Eisenerzzug fahren?

Der Eisenerzzug ist kein Touristenzug. Er ist eine lebenswichtige Transportader für viele Mauretanier, die sich keinen anderen Weg leisten können, um von A nach B zu kommen. Zwar gibt es drei Passagierwaggons, aber wo bleibt da das Abenteuer? Wer das wahre Gefühl dieser Reise erleben will, fährt wie die Einheimischen oben auf den mit Erz gefüllten Waggons – eine der verrücktesten, intensivsten und zugleich beeindruckendsten Erfahrungen, die man in Afrika machen kann.

Diese Reise ist kein einfacher Ausflug, sondern ein Test für Körper und Geist:
✅ Kein fester Fahrplan – der Zug fährt, wenn er voll beladen ist
✅ Kein Essen, kein Wasser, keine Toiletten – alles muss vorher besorgt werden
✅ Staub, Wind und extreme Temperaturen – von glühender Hitze am Tag bis eiskalter Nacht

Aber: Es ist genau dieses raue Abenteuer, das diese Fahrt so einzigartig macht.

Die Reise beginnt: Warten auf die Stahlbestie

Ich stehe am Bahnhof in Zouérat, die Sonne brennt, und die Luft ist trocken. Neben mir steht Tobias, ein Deutscher mit der gleichen verrückten Idee. Wir wissen: Der Zug fährt irgendwann heute – aber wann genau, das weiss niemand.

Um 16:30 Uhr kommt endlich Bewegung in die Szenerie. Es ruckt, quietscht und stöhnt – der Zug setzt sich langsam in Bewegung. Tobias und ich klettern auf einen der vorderen Waggons und lassen uns ins kühle, dunkle Eisenerz sinken. Erst 20 Kilometer später, in Fderik, wird der Zug auf seine volle Länge gebracht. Einheimische steigen nun ebenfalls auf die Waggons – mit riesigen Säcken, Schafen und sogar ganzen Ziegenherden. In Europa undenkbar – hier ganz normal.

Die Fahrt durch die Sahara: Staub, Sterne und Stille

Sobald sich der Zug wieder in Bewegung setzt, beginnt das wahre Abenteuer. Mit maximal 65 km/h tuckern wir durch eine der trockensten und unbarmherzigsten Landschaften der Welt.

👉 Der Staub: Er ist überall. Selbst durch die kleinsten Ritzen dringt er ein. Nach wenigen Minuten knirscht es zwischen den Zähnen, unsere Haut ist bald von einer feinen, rostroten Schicht überzogen. Ich trage eine Maske und eine Skibrille – eine Entscheidung, die sich als goldrichtig erweist.

👉 Die Landschaft: Die Sahara zeigt sich hier in all ihren Facetten – erst flache, steinige Wüste, dann mächtige Sanddünen, gelegentlich eine Kamelherde oder kleine Siedlungen, in denen der Zugfahrer Brote an wartende Frauen und Kinder wirft.

👉 Die Strapazen: Der Fahrtwind sorgt tagsüber für erträgliche Temperaturen, doch wehe, er bleibt aus – dann brennt die Sonne unerbittlich. Nachts dagegen wird es bitterkalt. Der Staub macht das Atmen schwer, und das ständige Ruckeln des Zuges lässt keinen tiefen Schlaf zu.

Aber trotz aller Widrigkeiten: Ich kann nicht aufhören zu grinsen. Das hier ist pure Freiheit.

Der spektakulärste Sonnenuntergang meines Lebens

Dann passiert es – die Sonne sinkt hinter den Horizont, und der Himmel färbt sich in tiefes Orange, dann in dunkles Rot, bevor die Sterne erscheinen. Ohne Lichtverschmutzung glitzert der Nachthimmel wie ein Diamantenteppich. Es ist ein Anblick, den ich nie vergessen werde.

In tiefer Dunkelheit hält der Zug in Choum für eine kurze Pause. Wer hier zu lange zögert, muss auf den nächsten Zug warten – und das kann dauern.

Der Morgen danach: Ankunft in Nouadhibou

Nach 20 Stunden auf dem Waggon, durchgeschüttelt und erschöpft, tauchen die ersten Anzeichen der Zivilisation auf. Wir rollen langsam in Nouadhibou ein. Der Staub klebt an jeder Pore, die Kleidung ist ein einziges Chaos, aber das Lächeln auf unseren Gesichtern bleibt.

Als wir vom Zug steigen, steht fest: Das war eines der intensivsten Erlebnisse meines Lebens.

Tipps für die Fahrt mit dem Eisenerzzug

Falls du selbst den Mut hast, dieses Abenteuer zu wagen, hier einige überlebenswichtige Tipps:

✅ Maske & Schutzbrille: Ohne Schutz gegen den Staub wird die Fahrt zur Tortur.
✅ Warme Kleidung: Tagsüber heiss, nachts eiskalt – unbedingt vorbereitet sein.
✅ Genug Wasser & Essen: Keine Versorgung unterwegs – Brot & Datteln sind ideal.
✅ Guter Platz: Je weiter vorne im Zug, desto weniger Staub bekommt man ab.
✅ Geduld: Der Zug fährt, wenn er voll ist – das kann dauern.

Fazit: Das letzte wahre Zugabenteuer der Welt

Der Eisenerzzug in Mauretanien ist kein Luxus, kein Komfort, kein Touristenprogramm – es ist pures Abenteuer. Eine Fahrt durch eine der lebensfeindlichsten Regionen der Erde, auf einem der längsten Züge der Welt, unter freiem Himmel und völlig auf sich gestellt.

💬 Ist es unbequem? Ja.
💬 Ist es anstrengend? Definitiv.
💬 Ist es eines der epischsten Erlebnisse, die man haben kann? Absolut!

Für echte Abenteurer, die das Echte, Ungefilterte und Unvergessliche suchen, gibt es nichts Vergleichbares.

Und am Ende bleibt nur eine Frage: Würdest du es wagen? 🚂🔥