
Chinguetti: Die vergessene Stadt der Wüste
18. Mai 2023
Der Eisenerzzug in Mauretanien: Das ultimative Abenteuer auf Schienen
24. Mai 2023«Die besten Erlebnisse passieren oft dann, wenn man sie nicht geplant hat.»
Gustave Flaubert
Fünf Uhr früh, Abfahrt aus Chinguetti – das war der Plan. Nur dass mein Fahrer schon um vier Uhr auf der Matte steht. Viel zu früh, Kumpel! Ich schicke ihn erstmal los, die anderen Passagiere einzusammeln. Um Punkt fünf dann wirklich: Los geht’s, eingepfercht auf der Ladefläche eines Pickups Richtung Atar.
Mein Tagesziel: Zouérat – die Minenstadt im Norden Mauretaniens, Endstation des legendären Eisenerzzugs. Doch wie so oft in Afrika: Pläne sind da, um geändert zu werden.
Von Atar nach Zouérat – Polizeikontrollen und spontane Einladungen
In Atar angekommen, finde ich mit Hilfe der Einheimischen schnell das richtige Taxiunternehmen für die vierstündige Fahrt nach Zouérat. Eine gemütliche Strecke – wären da nicht die ständigen Polizeikontrollen. Fünf Mal werden wir angehalten, zwei Mal muss ich meine Fiche abgeben – eine Kopie meines Reisepasses mit Visainformationen.
👉 Was machen die wohl mit all diesen Infos? Eine riesige Schublade voller Touristenpapiere irgendwo in Nouakchott? Wer weiss… 🤷
Plötzlich spricht mich im Bus ein junger Mann auf Englisch an. „Hey, willst du bei mir übernachten?“ Ich wollte eigentlich direkt weiter nach Nouadhibou, aber meine Neugier ist grösser als mein Zeitplan. Ich nehme die Einladung an.
Gastfreundschaft à la Mauretanien – und literweise Tee
Sein Zuhause? Ein Teppich in einem leeren Raum. Keine Betten, keine Schränke, keine Möbel. Minimalistisch wäre untertrieben – das ist einfach die Realität. Doch eines fehlt nie:
Ein Teetisch.
💡 Tee ist hier kein Getränk – er ist eine Zeremonie.
💡 Eine Tasse? Nein, immer drei.
💡 Und wenn du denkst, du bist fertig, kommt die nächste Einladung.
Ich werde zu vier verschiedenen Familien geschleppt, überall gibt es Tee. Extrem süss, extrem stark, und nach zwölf Gläsern bin ich nicht sicher, ob ich genug Wasser oder einfach nur Zucker in meinem Blut habe.
Aber: Die Gespräche sind grossartig. Ich liebe diese Momente, in denen man in eine Kultur eintaucht, ohne Filter, ohne Inszenierung.
Champions-League in der Wüste – Fussball verbindet die Welt
Doch dann kommt das, was ich am wenigsten erwartet hätte:
⚽ Champions-League-Fieber in Zouérat!
Manchester City vs. Real Madrid – und zwei Jungs, die das Spiel so intensiv miterleben, als würden sie selbst auf dem Platz stehen.
👉 Mehr Geschnalze und Gejohle als in jeder Shisha-Bar.
👉 Mehr Leidenschaft als in so manchem Stadion in Europa.
Und während ich da sitze, mitten in der Sahara, in einer Minenstadt am Ende der Welt, denke ich: Fussball ist wirklich universell.
Europa mag wirtschaftlich noch das Zentrum des Fussballs sein – aber die wahre Leidenschaft findet längst anderswo statt.
Um halb zwei nachts durch die dunklen Gassen nach Hause
Nach dem Spiel schlendern wir durch die dunklen Gassen. Keine Strassenlaternen, keine Geräusche, nur Stille und Sand.
Ich falle auf meine Matratze – nein, meinen Teppich – und schlafe sofort ein.
Morgen wartet das nächste grosse Abenteuer:
🚂 Die Fahrt mit dem legendären Eisenerzzug!
Manche Reisen plant man – und manche passieren einfach. Und oft sind es genau diese unerwarteten Erlebnisse, die sich für immer ins Gedächtnis brennen.