
Togo – Westafrikas kleines Juwel voller Überraschungen
8. Juli 2023Benin – Die Wiege des Voodoo und ein Stück unentdecktes Afrika
13. Juli 2023Lomé, die geschäftige Hauptstadt Togos, hat einiges zu bieten: palmengesäumte Strassen, ein quirliges Nachtleben und eine beeindruckende Küste. Doch nichts – und ich meine wirklich nichts – kann dich auf den Akodessewa Fetish Market vorbereiten.
Der Name allein lässt bereits die Fantasie arbeiten. „Fetish Market“ – das klingt entweder nach einem skurrilen Nachtclub oder nach einem Ort, an dem man Dinge findet, die selbst Indiana Jones zweimal überlegen lassen würden, ob er sie anfasst. Spoiler: Es ist Letzteres.
Hier geht es um Voodoo. Um alte spirituelle Traditionen. Um Knochen, Kräuter, mystische Rituale und Priester, die dir einen Talisman gegen Pech oder einen Liebestrank für dein kompliziertes Dating-Leben verkaufen können. Neugierig? Gut. Dann tauchen wir ein.
Der erste Eindruck: Ein bisschen Schaudern, ein bisschen Staunen
Schon beim Betreten des Marktes wird klar: Das hier ist kein gewöhnlicher Souvenirshop.
Die Luft riecht nach einer Mischung aus getrockneten Kräutern, Rauch und etwas, das man nicht näher identifizieren möchte. An den Ständen türmen sich Schädel, Skelette, Federn, Hörner und Felle. Von Affen über Schlangen bis hin zu Krokodilen – die halbe afrikanische Fauna scheint hier vertreten zu sein. Und alle haben sie einen spirituellen Zweck.
„Für Wohlstand, für Schutz, für Heilung,“ erklärt mir ein Verkäufer mit einem breiten Lächeln, als er mir eine getrocknete Eule unter die Nase hält. „Oder für… Rache?“ fügt er mit einem wissenden Blick hinzu.
Ähm. Nein, danke. Ich bleibe lieber bei Wohlstand und Schutz.
Voodoo – mehr als nur Hollywood-Horror
Viele Menschen verbinden Voodoo mit Gruselfilmen und Nadeln in Puppen. Doch die Realität ist weit komplexer. In Westafrika ist Voodoo eine ernstzunehmende Religion, die tief mit dem täglichen Leben verbunden ist.
Hier auf dem Markt trifft man Voodoo-Priester und Priesterinnen, die in farbenfrohe Gewänder gehüllt sind und Amulette segnen, Gebete murmeln oder Ratsuchende empfangen. Sie sind eine Art spirituelle Ärzte – mit einem breiten Angebot an Dienstleistungen.
Du brauchst Schutz vor bösen Geistern? Kein Problem.
Deine Ernte war schlecht? Da gibt’s ein Ritual für.
Dein Schwarm ignoriert dich? Nun, mit der richtigen Mischung aus Kräutern und Magie könnte das bald anders aussehen.
Man merkt schnell: Voodoo ist nichts Düsteres, sondern ein wichtiger Teil des togolesischen Lebens.
Alles hat seinen Preis – auch das Übernatürliche
Ein paar Stände weiter wird mir ein Liebeszauber für 20.000 CFA (etwa 30 Franken) angeboten. „Funktioniert garantiert,“ versichert mir der Verkäufer und zwinkert verschwörerisch.
Ich lehne dankend ab, denn erstens bin ich mit meiner freien Willensentscheidung ganz zufrieden, und zweitens möchte ich nicht wissen, was passiert, wenn so ein Zauber zu gut funktioniert.
Stattdessen lasse ich mir ein Glücks-Amulett zeigen – ein kleiner Beutel mit geheimnisvollem Inhalt, der Glück bringen soll. Preis? Verhandelbar. In Afrika ist fast alles verhandelbar.
Nach einem kleinen Hin und Her bin ich um ein paar Franken ärmer und um eine mysteriöse Tasche reicher. Ob sie funktioniert? Wer weiß. Aber es ist definitiv ein einzigartiges Souvenir.
Ein Ort voller Fragen und Respekt
Je länger ich über den Markt schlendere, desto mehr verstehe ich: Das hier ist kein makabrer Touristen-Gag.
Dieser Markt ist ein spirituelles Zentrum, ein Ort, an dem Menschen nach Hoffnung, Schutz und Lösungen für ihre Probleme suchen. Man mag über die Methoden streiten, aber für die Einheimischen ist Voodoo genauso ernst wie jede andere Religion auf der Welt.
Ich verlasse den Akodessewa Fetish Market mit gemischten Gefühlen. Fasziniert, beeindruckt – und ja, ein bisschen nachdenklich.
Denn am Ende zeigt dieser Markt eine wichtige Lektion: Nicht alles muss verstanden werden, um respektiert zu werden. Manche Dinge sind einfach – nun ja – Magie.