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Mitten im Nirgendwo: Das Taxi gibt auf
Auch das ist Mauretanien. Mitten in der Wüste bleibt unser shared Taxi plötzlich stehen – besser gesagt, nach einem kurzen Gebetsstopp springt es einfach nicht mehr an. Zusammen mit den restlichen 15 Passagieren sitze ich nun irgendwo im Nirgendwo, auf einem Autoreifen, während die Hitze langsam schwer auf uns drückt.
Die Minuten vergehen, und während der Fahrer ruhig an irgendetwas herumschraubt, beginnen die Kinder mich amüsant zu finden. Schnell verwandelt sich das Warten in eine kleine Foto- und Albernrunde – eine willkommene Ablenkung von der Unsicherheit der Lage.
Improvisation und Eskalation
Anfangs sieht das Schrauben des Fahrers noch professionell aus, doch bald wird klar: Er braucht ein Ersatzteil – und das muss den ganzen Weg aus Nouakchott kommen. Zumindest vermute ich das. Verständlich ist das nicht, aber der verzweifelte Blick des Fahrers und die ausbleibende Lösung lassen wenig Interpretationsspielraum.
Langsam steigt die Spannung. Eine der Passagierinnen gerät mit dem Fahrer in einen handfesten Streit. Kurze Zeit später wird sie abgeholt – sie hat wohl eine bessere Lösung gefunden. Nach und nach tun es ihr andere Passagiere gleich: Sie halten vorbeifahrende Fahrzeuge an und verschwinden in die Dunkelheit der Wüste.
Als das ersehnte Ersatzteil nach zwei Stunden endlich eintrifft, beginnt das Werkeln erneut. Doch der Blick des Fahrers ist diesmal noch unsicherer als zuvor. Mittlerweile sind wir seit über vier Stunden gestrandet, und langsam senkt sich die Sonne. Die Aussicht auf eine Nacht ohne Essen, inmitten der Wüste, wird immer realer.
Der Plan B: Autostopp in der Sahara
Ich beschließe: Es reicht. Ich werde mein Glück per Autostopp versuchen. Doch vorher muss ich meine Tasche vom Dach des Busses holen – ohne Hilfe des Fahrers, versteht sich. Die restlichen Passagiere beobachten mich amüsiert, als ich meinen Rucksack mühsam unter dem Netz hervorziehe.
Die ersten paar Autos reagieren nicht gerade begeistert auf meinen Versuch – im Gegenteil, einige scheinen sogar extra Gas zu geben. Doch kaum drei Minuten später geschieht das Unerwartete: Ein relativ neuer Toyota hält an.
Plötzlich taucht ein weiterer Mann aus dem Nichts auf – offenbar hat er dieselbe Idee wie ich. Hat der Fahrer wirklich für mich gestoppt? Mit Händen, Füßen und Google Maps erkläre ich meine Route. Der Fahrer – Mohamed – lacht, deutet auf den Rücksitz und winkt mich hinein. Jackpot!
Mit Tempo und Komfort durch die Nacht
Von einem alten, überfüllten Taxi zu Lederpolstern, Klimaanlage und 120 km/h – innerhalb weniger Minuten rausche ich durch die nächtliche Wüste. Mohamed ruft kurzerhand einen Freund an, der Englisch spricht und für uns übersetzt.
Es stellt sich heraus, dass Mohamed extra für mich einen Umweg macht. Und als ob das nicht schon genug Glück wäre, kennt er zufällig auch den Besitzer meines Hostels persönlich! Ohne zu zögern, ruft er ihn an und arrangiert, dass ich dort abgeholt werde.
Gastfreundschaft auf Mauretanisch: Tee bei 37 Grad
Doch bevor wir ankommen, besteht Mohamed darauf, noch einen Tee auf mauretanische Art zu trinken – auf der Seite liegend, serviert in winzigen Gläsern, und mit mehr Zucker als Wasser. Und das Ganze bei 37 Grad um 22 Uhr.
Am Ende erreiche ich mein Ziel genau zur geplanten Zeit – nur komfortabler und mit einer unvergesslichen Geschichte mehr im Gepäck.
Danke, Mohamed, für deine unglaubliche Freundlichkeit und Gastfreundschaft! Genau für solche Momente bin ich unterwegs.